Pleinair 2021

Herausforderung: Pleinair

Franka Keil

Künstlerische und mitmenschliche Offenheit war bestimmend für die Atmosphäre im Haus Niemeyer-Holsteins und es entspricht dem Charakter und Wirken des Malers, wenn er schließlich in seinem Testament bestimmte, daß Lüttenort weiterhin ein Ort der Kunst und Kultur bleiben soll.

Diesem Vermächtnis entsprechend, richtet der Freundeskreis ONH, Lü.e.V. mit Hilfe des Landes Mecklenburg-Vorpommern und des Landkreises Vorpommern-Greifswald seit vielen Jahren Künstlertreffen aus. Im September 2021 werden wieder acht Künstler erwartet. Insgesamt sieben-undachtzig Künstler aus Argentinien, Norwegen, Russland, Schweden, Litauen, Polen Schweiz, Großbritannien, Chile, Iran, USA, Ukraine, Estland, Indien und Deutschland sind bereits dieser Einladung gefolgt und haben sich der Herausforderung: Pleinairmalerei gestellt. Das Meer, die Steilküste in Koserow, die Damerower Wiesen und der Wald, die Fischerhäfen an der Ostsee, die nahen Städte und das verschilfte Ufer des Achterwassers bieten im Zusammenspiel von Wolken, Wind und wechselnden Lichtverhältnissen immer wieder neue Eindrücke.

 

BildFranziska Kunath 1998
BildUta Jeran 2000

 

BildUlla Anderssohn 2008
BildMyrtha Steiner 2011

 

Die Künstler die sich bewerben, sollten wie Otto Niemeyer-Holstein „Bewunderer der sichtbaren Welt“ (Joachim John) sein, gegenständlich arbeiten können, um in der Lage zu sein, sich auf das Lokal: die Insel Usedom und das Künstleranwesen „Lüttenort“ einzulassen. Seine eigene Sprache fand Niemeyer-Holstein in der eingehenden Beschäftigung mit der Natur. Ihn interessierte das Destillieren von Momenten, von Atmosphäre.
Das Skizzieren und Malen draußen im Freien, direkt vor dem Motiv, erzeugt eine intime, unmittelbare Nähe zur Landschaft, die in einem Atelier kaum herzustellen ist. Der Zauber des Momentes, des einmaligen Eindrucks einer atmosphärischen Erscheinung bleibt erhalten.

„In der Malerei ist Licht nicht darstellbar, davon bin ich überzeugt. Auch hier spielt das „Als ob“ die entscheidende Rolle. Es gibt verschiedene Ansichten darüber, aber ich meine, Cezanne hat recht, daß die Farbe das Licht interpretieren muß.
Arthur Segal machte mich darauf aufmerksam, daß die französischen Impressionisten oft Licht mit Farbe gleichgesetzt hätten, was zu großen Mißverständnissen geführt habe.
Man muß die Luft als Maler sehen; ob man sie auch malen will, ist eine andere Frage. Aber es ist doch die Luft, die räumliche Gegebenheiten in natürliche Zusammenhänge bringt, sie ordnet und gliedert. Die Luft malen, das war nicht nur das Problem der Impressionisten, diese darauf zu begrenzen heißt zugleich auch die Impressionisten nicht richtig begreifen. Mit dem Problem der Luft wird sich jeder Maler auseinandersetzen müssen, besonders wenn er in die Landschaft geht.“
Otto Niemeyer-Holstein in Lüttenort, Berlin 2019 S.276ff

 

BildFiona McGuigan 2011

 

I. INTERNATIONALES PLEINAIR 1994
Veranstalter: Thorsten Zwinger
Enrique Battista (ARG) - Folker Fuchs (D) – Walter Goes (D) – Oskar Manigk (D) – Wieswawa Markiewicz (PL) – Annika Svenbro (S) – Matthias Wegehaupt (D) – Thorsten Zwinger (D)

II. 1996 UFER – ANFANG UND ENDE DER WELT
Veranstalter: Usedomer Kunstverein in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Otto-Niemeyer-Holstein
Iris Band (D) – Sabine Curio (D) – Holger John (D) – Ute Lohse (D) – Oskar Manigk (D) – Helge Revold (N) – Jan Rociagas (PL) – Gabriele Schulz (D) – Matthias Wegehaupt (D)

III. 1998 MEER-SEHEN
Sonja Eschefeld (D) – Heino Hellwig (D) – Sally Heywood (GB) – Franziska Kunath (D) – Steffen, Mühle (D) – Arvydas Pakalka (LIT) – Ursula Strozynski (D) – Eberhard Trodler (D)

IV. 2000 ZEIT-ZEUGEN – Spuren der Veränderung
Silke Höppner (D) – Uta Jeran (D) – Jerzy Jurga (PL) – Holger John (D) - Bodo Neumüller (D) – Matthias
Schroller (D) - Peter Schulz Leonhardt (D) – Lena Strömberg (S) – Rebekka Tiefert (D)

V. 2002 OTTO NIEMEYERHOLSTEIN-STIPENDIUM
Marie Alice Bahra (D) – Eva Bernitzki (D) – Rainer Fest (D) – Bettina John (D) – Anke Kutzschbauch (D) – Antonia
Tellz-Niemeyer (CHL) – Wulff Sailer (D) –Vitautas Tamoliunas (LTU)

VI. 2004 OTTO NIEMEYER - HOLSTEIN-STIPENDIUM
Dietrich Becker (D) – Elma Kozlowa (D/RUS) – Babak Nayebi (D-IRAN) – Anneliese Schöfbeck (D) – Heike Wadewitz (D)

VII. 2006 MALERFREUNDSCHAFTEN
Marju Bormeister (PL) – Jolanta Brejdak (D) – Jochen Fiedler (D) – Sebastian Henning (D) – Peter Heyn (D) – Annelise Hoge (D) – Hanif Lehmann (D) – Susan Wittwer (D)

 

BildMarcus Tepe 2008
BildSusann Wittwer 2006

 

VIII. 2008 MALERFREUNDSCHAFTEN
Ulla Andersson (D) – Malgorzata Andrzejewska (PL) – Rita Geißler (D) – Wilko Hänsch (D) – Karen Koschnick (D) – Ilka Neumann (D) – Grit Sauerborn (D) – Markus Tepe (D)

IX. 2011 REITER AUF DEN GROSSEN BÄREN
Jörn Dietrichs (D) – Fiona McGuigan (USA) – Angelika John (D) – Ann Nelson (CH) - Susanne Rehage (D) –
Bernhard Schrock (D) – Myrtha Steiner (CH) – Rahel Wepfer (CH)

X. 2014 internationales Pleinair im Atelier Otto Niemeyer-Holstein
Stefan auf der Maur (CH) - Anett Frontzek (D) - Julia Gutkina (RUS) - Bettina Hünicke (D) - Anastasya Nesterova (UKR) - Dirk Richter (D) - Ava Smitmans (D) - Regula Wepfer (CH)

XI. 2017 internationales Pleinair im Atelier Otto Niemeyer-Holstein
Detlef Birkholz (D) - Josefine Cyranka (D) - Franziska Hesse (D) - Line Jastram (D) - Maren Reblin (D) - Siraj Saxena (IND) - Cornelia Schuster-Kaiser (D) - Gintare Skroblyte (LTU)

XII. 2021 internationales Pleinair im Atelier Otto Niemeyer-Holstein
Ondine Frochaux (CH) - Maria Mednikova (RUS) - Yvette Kießling (D) - Thomas Matauschek (D) - Barbara Krajci (D) - Sylvie Viain (D) - Heike Burghardt (D) - Peter Genßler (D)

 

BildDetlef Birkholz 2017
BildCornelia Schuster-Kaiser 2017

 

BildAva Smitmanns 2014

 

Jeder Künstler ist eigen und doch entwickelt ein jedes Pleinair seine eigene Dynamik, es entsteht ein reger Austausch untereinander. Seitens des Freundeskreises Otto Niemeyer-Holstein, Lüttenort e.V. werden zahlreiche Angebote geschaffen, um den Künstler den Arbeitsalltag zu erleichtern.  Am Anreiseabend wird ein Begrüßungsessen ausgerichtet. Im weiteren Verlauf des Pleinairs findet ein weiterer Abend mit einem traditionellen Fischessen statt. Auf einer Inselrundfahrt  werden einige Ateliers der Künstler der Insel oder der Kunstpavillon Heringsdorf besucht, sowie das Dorf Benz mit seiner Holländerwindmühle, Kirche und Friedhof.

Das Abschlussfest wird mit einem Atelierfest und einer „Werkschau“ gefeiert. Um dem Publikum einen kleinen Eindruck von den beim Pleinair entstandenen Arbeiten zu ermöglichen, wird ein Teil der musealen Sonderausstellung abgehängt, damit jeder Pleinairteilnehmer eine kleine Auswahl seiner Arbeiten präsentieren kann. Hierfür wurde ein gemeinsamer Rundgang durchgeführt, bei dem sich die Künstler untereinander beraten, welche Arbeiten ausgestellt werden sollen.

Zwischen den Pleinairteilnehmern und dem Freundeskreis ONH e.V. sowie dem Museum Atelier ONH sind nachhaltige Kontakte entstanden. Regelmäßig werden Einladungen ausgetauscht sowie Newsletter der Pleinairteilnehmer, die von ihrer weiteren Arbeit berichten. Es wurde davon berichtet, dass an den Arbeiten, die auf Usedom entstanden sind, weiter gearbeitet wurde und diese Arbeiten ausgestellt wurden bzw. verkauft worden sind, wobei der Ort der Entstehung immer eine besondere Zugabe war. Der Studienaufenthalt in Lüttenort wurde in die  Vita aufgenommen und ist eine bleibende Erinnerung. Aus Sicht des Veranstalters sind die Pleinairteilnehmer Botschafter, die mit ihren auf Usedom entstandenen Werken die Kunde von der Existenz dieses von Otto Niemeyer-Holstein geprägten Künstlerortes in ihre Wirkungskreise tragen.

Die Teilnehmer 2021 wurden herzlich begrüßt vom Museumsteam

2021

 

Inselrundfahrt "An der Benzer Mühle"                                Benz

 

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